Am Donnerstag, dem 05.12.2024, unternahm die neunte Jahrgangsstufe der Trave- Grund- und
Gemeinschaftsschule eine Exkursion zur KZ-Gedenkstätte Neuengamme.
Möglich gemacht werden konnte dies durch Mittel des Ministeriums für Bildung und zum
anderen durch unseren Schulverein, der durch seine großzügige Zuwendung in Höhe von 860€
dafür sorgte, das alle Schülerinnen und Schüler (im Folgenden: SuS) kostenlos an der Exkursion
teilnehmen konnten.
Um 8 Uhr machten wir uns mit zwei Bussen auf den Weg zur Gedenkstätte und kamen dort
nach rund einer Stunde pünktlich an. An der KZ-Gedenkstätte angekommen, warteten drei
Guides auf unsere Schulklassen, die ein 3-stündiges Programm mit den SuS durchführten.
In den weiteren Ausführungen wird exemplarisch das Programm der Klasse 9b vorgestellt, die
einer Historikerin durch die Anlage geführt wurde.
Zu Beginn der Führung wollte unser Guide wissen, ob die SuS Fragen haben, auf die sie sich
eine Antwort am heutigen Tag erhoffen.
Die SuS der 9b wollten u.a. wissen, welche Menschen ins KZ-Neuengamme kamen und ob
auch Kinder ins KZ kamen. Des Weiteren wollten sie wissen, was die Bevölkerung in
Neuengamme, aber auch das Ausland von den KZs mitbekommen hat.
Als Erstes besuchten wir die Hauptausstellung, die sich in einem ehemaligen
Unterkunftsgebäude für Häftlinge befand.
Dort bekamen die SuS den Auftrag, ein Zitat an einer Stellwand zu lesen, die auf dem unteren
Foto abgebildet ist, und sich anschließend in den Seminarraum am Ende des Ganges zu
begeben.
Das Zitat lautete wie folgt:
„Es kam mir vor, als wären wir auf einem anderen Planeten gelandet. Es herrschte offener
Terror. Mein Freund, der mit mir zusammen verhaftet worden war – ich war siebzehn, er war
zwanzig –, sagte bei seiner Ankunft: „Das werde ich nicht mehr als drei Monate aushalten.“ Er
war tatsächlich drei Monate später tot“ (Georges Jidkoff, ehemaliger französischer Häftling,
war von Mai 1944 bis April 1945 u. a. im Außenlager Salzgitter-Watenstedt/Leinde des KZ-
Neuengamme inhaftiert. Interview, 31.1.1987. (ANg).
Anhand des Zitats wollte unser Guide zu Beginn des Programms aufzeigen, dass das KZ kein
Ort war, den man lange überlebte, weil am Zitat deutlich wurde, dass auch junge Menschen im
Alter von 20 Jahren, also in der Blüte ihres Lebens, die Strapazen des KZs nur wenige Monate
aushielten.
Anschließend wollte unser Guide wissen, wen die Nationalsozialisten alles verfolgt haben.
Nachdem die Klasse mehrere Gruppen aufgezählt hatte, legte unser Guide ein Bild in die Mitte
und fragte die SuS, was sie darauf sehen würden. Auf dem Bild war ein Junge mit einer Bibel
zu sehen, der anlässlich seiner Kommunion fotografiert wurde. Auch wenn der Junge sich selbst
als Katholik gesehen hatte, wurde er als Jude in ein KZ abtransportiert. Anschließend erfuhren
die SuS etwas über den Ariernachweis, die Art und Weise, wie die Menschen nach
Neuengamme transportiert wurden und was mit ihnen passierte, nachdem sie im Lager
angekommen waren. Danach zeigte unser Guide den SuS eine Häftlingsuniform, die zwar nicht
original ist, jedoch aus dem Stoff, dem man im KZ-Neuengamme gefunden hat, geschneidert
wurde.
Ebenfalls wurden mit den SuS die unterschiedlichen Kennzeichnungen auf den
Häftlingsuniformen besprochen. Beispielsweise trug ein politischer Häftling ein rotes Dreieck
auf der Uniform. Im Laufe des Vortrags fragten sich die SuS, warum sich die Häftlinge des KZs
nicht zusammengeschlossen und einen Aufstand angezettelt hätten. Unser Guide gab an, dass
sich im KZ-Neuengamme hauptsächlich ausländische Häftlinge aufgehalten haben und
Englisch damals noch keine Weltsprache wie heute war und man sich deshalb nur sehr schlecht
verständigen konnte. Des Weiteren waren die Häftlinge einerseits der Willkür und andererseits
der physischen und psychischen Gewalt der Wachen ausgesetzt, die dadurch den Willen vieler
Häftlinge brachen. Später stellten die SuS auch die Frage, warum nicht auch Einheimische den
Menschen geholfen und sie beispielsweise versteckt haben.
Nachdem die Klasse rund 1-1,5 Stunden intensiv im Seminarraum gearbeitet hatte, wurde den
SuS der Lagerplan und anschließend ein Etagenbett gezeigt, in dem mehrere Menschen pro Bett
schlafen mussten. Ebenfalls erfuhren sie, was die Häftlinge zu essen bekommen haben. Daran
wurde deutlich, dass dies viel zu wenig war und auf Dauer zu einer Mangel- und
Unterernährung geführt hat.
Anschließend legten die SuS eine kurze Pause ein und stärkten sich u.a. im Bistro der
Hauptausstellung.
Nach der Pause ging es raus aufs Gelände. Dort sahen wir uns an, wo früher Zäune, Mauern
und Wachtürme gestanden haben, wo die Wachen gewohnt und wie sie teilweise gelebt haben.
Hier wurde von den SuS gefragt, ob Wachen nicht auch vor Gericht zur Rechenschaft für ihre
Verbrechen gezogen wurden.
Am Ende des Programms ging es zur Ziegelei, wo die Häftlinge gearbeitet haben. Auch hier
stellte die Klasse eine Frage, die sich mit dem Widerstand beschäftigt hat. Da die Häftlinge
auch die ganzen Gebäude bauten, fragte sich ein Schüler, ob diese nicht auch Gebäude und
Arbeiten nicht auch bewusst sabotiert haben, um den Nationalsozialisten zu schaden. Unser
Guide gab jedoch an, dass neben den Wachen auch Fachleute vor Ort waren, die die Arbeiten
überwachten und beispielsweise einen Baupfusch schnell bemerkt hätten.
Abschließend sind wir dem Schulverein sehr dankbar, dass wir diese Möglichkeit wahrnehmen
durften. Ein außerschulischer Lernort wie das KZ-Neuengamme bringt die SuS noch einmal
anders und intensiver mit Geschichte in Berührung. Einerseits waren die SuS über die Zustände
der Häftlinge entsetzt und andererseits haben sie sich intensiver mit dem Thema Widerstand
auseinandergesetzt.