Warum wurde Kapitänleutnant Prien im nationalsozialistischen Deutschland als Held verehrt? Weshalb nahmen zivil gekleidete Soldaten der Bundeswehr an der Beerdigung des ehemaligen „Großadmials“ Dönitz teil? Welche Rolle spielte der Marineoberassistenzarzt Dr. Baumhard, dessen Name sich auf der Verlustliste von U119 finden lässt, im Rahmen des Euthanasieprogramms? Ralf Ragwitz, Bildungsreferent des Volksbundes, führt die Schüler unseres 10. Jahrgangs souverän und äußerst sachkundig durch die mit mehr als 30.000 Namen gravierten Gedenktafeln des 1930 eingeweihten U-Boot Ehrenmals und sensibilisiert die jungen Leute für den Umgang mit den Kriegstoten beider Weltkriege. „Sollte der Name eines verurteilten Kriegsverbrechers entfernt werden?“ Diese Frage beschäftigt unsere jugendlichen Zuhörer und führt zu einem lebendigen Austausch mit dem Referenten. „Alles Problematische zu löschen, kann nicht der Weg sein“, resümiert Ragwitz; eine kritische Auseinandersetzung vor Ort und erläuternde Tafeln sollen auch künftigen Besuchern zeigen, dass sich der Ansatz des Gedenkens seit der Einweihung des Ehrenmals grundlegend geändert hat. „Das ehrende weicht einem mahnenden Gedenken“, beendet der Bildungsreferent seinen Vortrag. KOM-Transport von Lübeck nach Möltenort und wieder zurück, Organisation eines Seminarraums, Mittagessen und viele Rücksprachen – die Planungsfäden zieht routiniert und minutiös der Kieler Jugendoffizier Hauptmann Martin Reimer, der sich während des Seminars genauso wie die begleitende Lehrkraft inhaltlich zurücknehmen darf: Ralf Ragwitz nimmt den roten Faden wieder auf, nachdem die Schülergruppe Gelegenheit hatte das Marineehrenmal zu besuchen. „Das Tagesprogramm ist superumfangreich und total interessant“, äußert sich der siebzehnjährige Tobias Siss, nachdem er mit seinen Klassenkameraden die atemberaubende Aussicht vom Ehrenmal auf die Kieler Förde genießen konnte. Getoppt wird die kontrovers verlaufende und immer wieder durch inhaltliche Vertiefungen durchbrochene Auseinandersetzung mit den Menschenrechten mit einem Mittagessen der Extraklasse. „Rahmenprogramm, Ort und Inhalt sind absolut gelungen“, bringt es der 42jährige Geschichts- und Klassenlehrer Tobias Richter auf den Punkt. Außerschulische Lernorte als lebendige Ergänzung des Fachcurriculums? Laboe regt zum Nachdenken an und macht Geschichte an individuellen Lebensläufen konkret nacherlebbar!
Lars-Arne Walter,
Konrektor TGGS Lübeck